Nach Gorki Park und Nacht in Havanna legt Martin Cruz Smith mit Count Down abermals einen Thriller der Extraklasse vor. Im Zentrum der Geschichte -- und schon bald zwischen allen Fronten -- steht Harry Niles. Der Sohn amerikanischer Missionare betreibt im Amüsierviertel Tokios die ehemalige Teestube Happy Paris, die er in so etwas wie eine Bar verwandelt hat, in der vornehmlich westliche Journalisten verkehren. In der japanischen Metropole rüstet man sich Anfang … mehrDezember 1941 -- wie jedes Jahr um diese Zeit -- schon für das große Neujahrsfest. Doch die scheinbare Normalität ist trügerisch, und unter ihrer Oberfläche brodelt -- von Smith atmosphärisch packend beschrieben -- die Gewissheit des bevorstehenden Schreckens. Eigentlich nämlich hat man -- gelinde gesagt und wie wir nur zu gut wissen -- ganz andere Sorgen: Über allem schwebt der drohende Krieg zwischen Amerika und Japan. Niles weiß, dass der Krieg unvermeidbar ist und plant bereits seine Flucht, die ihn über Hongkong in die USA bringen soll. Doch dann will ausgerechnet er, dem Japaner wie Amerikaner gleichermaßen misstrauen, doch noch versuchen, das Unvermeidliche abzuwenden. Und er weiß, wo die Lunte liegt, mit deren Entzünden der Konflikt mit den USA entfesselt und der eigene Untergang besiegelt werden wird: in Pearl Harbor, dem US-Marine-Stützpunkt auf der hawaiianischen Insel Oahu. In der Schriftstellerei ist es bisweilen doch wie in allen anderen Berufen: Mit der Zeit wird man immer besser. Bei Martin Cruz Smith jedenfalls ist es so. Nicht, dass man sich über die Qualität seiner Arbeit bisher hätte beschweren müssen. Mit Count Down aber ist ihm zweifellos sein bislang bestes Buch gelungen. --Hasso Greb weniger