Die junge Italienerin Coralina arbeitet als Restauratorin an einer alten römischen Kirche, als sie eine unglaubliche Entdeckung macht: In einer Nische stößt sie auf Druckplatten aus dem 18. Jahrhundert. Es handelt sich um die "Carceri", die "Kerkerlandschaften" des italienischen Kupferstecher Giovanni Battista Piranesi. Das besondere an ihrem Fund: Bisher waren nur 16 "Carceri"-Motive bekannt, doch in der Kirche ruht ein 17.
Ohne lange zu zögern lässt Coralina diese 17. … mehrPlatte verschwinden. Ihre Großmutter, bei der sie aufgewachsen ist und noch immer wohnt, ist schwer verschuldet. Sie hofft, das Kunstwerk auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, um ihrer Großmutter zu helfen. Der Kunstdetektiv Jupiter, ein alter Bekannter, soll ihr dabei helfen.
Wie sich herausstellt, haben Coralina und Jupiter die Tragweite des Diebstahls weit unterschätzt. Bald ist ihnen ein vatikanischer Geheimbund auf den Fersen, ein scheinbar wahnsinniger Mönch kreuzt wiederholt ihre Wege, und wer ihnen zu helfen versucht, bezahlt dies bald mit dem Leben. Nur ihrem Mut und ihrer Starrköpfigkeit haben sie zu verdanken, dass sie dem Geheimnis der "Carceri" auf die Spur kommen, auch wenn des Rätsels Lösung ihre Erwartungen weit übertrifft.
Das Haus des Daedalus ist, ganz im Unterschied zu Kai Meyers Roman aus dem Jahr 1999 Göttin der Wüste, ein sehr temporeiches Buch. Die Katakomben, Verfolgungsjagden und zahlreichen bizarren Figuren erinnern an Die Alchimistin und Die Winterprinzessin. Das Rom der Gegenwart eignet sich ausgezeichnet als Hintergrund für unheimliche Ereignisse, insbesondere die von Legenden umrankte Vatikanstadt.
Kai Meyer erzählt souverän, vielleicht zu souverän. Fast entsteht der Eindruck, dass er seine erzählerische Fantasie zurückhält, um einen geradlinigen, atemberaubenden Thriller abzuliefern -- und das ist ihm gelungen. Er schreibt, um zu unterhalten. Vielleicht könnte er mehr? --Felix Darwin weniger