So, jetzt ist es amtlich. Die vielen Oscars, die der Film erhalten hat, machen spätestens jetzt jedem klar, was für ein großer Wurf Roberto Benigni hier gelungen ist. Allein der vorliegende Drehbuchtext in szenischer Form ist so stark, daß man die Handlung, auch ohne den Film zu kennen, buchstäblich visualisieren kann. Der Jude Guido (Benigni), ein Spaßvogel und armer Schlucker und sein Freund Ferruccio, ein Poet, machen sich auf den Weg in die Stadt. Guido tritt eine … mehrStelle als Kellner im Grand Hotel an. Überall in Italien gedeihen Faschismus und Antisemitismus. Immer wieder kreuzt die schöne Lehrerin Dora seinen Weg, eine zarte Liebe entsteht. Doch Dora ist vergeben, sie soll den trockenen Bürokraten Rodolfo heiraten. In einer wilden Slapstick-Orgie entführt Guido seine Dora während ihrer Verlobungsfeier mit Rodolfo. Im ersten Teil spannt Benigni einen irrwitzigen Bogen von de Sicascher Zartheit bis hin zu reinstem Bud-Spencer-Klamauk. Die Szene, in der er Doras Schulkindern seine eigene "Rassenlehre" erklärt, zeigt den Anarcho und Antifaschisten Guido in vollster Blüte. Die problematischere, zweite Hälfte des Filmes ist Benignis eigentliche Meisterleistung. Jahre später. Der Krieg ist ausgebrochen. Dora und Guido leben zusammen, sie haben einen sechsjährigen Sohn, Giosuè. Es kommt, wie es kommen muß. Guido und Giosué werden abgeholt und ins Lager deportiert. Dora, die Nichtjüdin, erzwingt sich Zugang zu dem Transportzug und folgt ihrer Familie freiwillig nach. Das große Kind Guido unternimmt nun alles, um seinem Sohn die kommenden Furchtbarkeiten zu ersparen und erklärt den Lageralltag zum Abenteuerspiel. Benigni knickt hier nicht ein. Er schafft es, die Komik auch im Konzentrationslager, wenn auch differenzierter, aufrechtzuerhalten. Durch diesen filmischen Tabubruch wird die Tragödie nur umso schlimmer erlebbar. Wie richtig er lag, so Benigni in einem Interview im Anhang des Buches, zeigten ihm die schweigenden, bewegten Menschen nach Besuch seines Filmes. --Ravi Unger weniger