In der Apotheke ihrer Cousine steht Das Mädchen ohne Namen plötzlich vor der 14-jährigen Mary: jung, schön und mit einem Fläschchen Codein in der Hand, das sie zu stehlen versucht. Nicht für sich, erklärt das Mädchen, das sich Andi nennt, der verdutzten Mary. Sondern für die Koyoten, die sie im Gebirge aus den Fallen der Wilderer rettet. Dort lebt Andi mutterseelenallein. Und genau so allein ist Andi tatsächlich: Sie leidet an Amnesie, kann sich an nichts mehr erinnern. … mehrAlles, was sie noch weiß, ist, dass sie mit einem Mann in einem Hotel war, der sich als ihr Daddy ausgab. Und es nicht war, da ist Andi sich sicher. Sondern ein Mann, den sie besser fürchten sollte. Doch anstatt vor ihm zu fliehen, macht sich Andi mit Mary auf die Suche nach dem unheimlichen Unbekannten. Denn nur er kann ihr sagen, wer sie wirklich ist. Die Suche führt die Mädchen nach Idaho. Dort bietet der ziemlich gut aussehende Harry Wine Rafting-Touren an. Andi ist sich sicher: Harry ist "Daddy". Und Daddy hat wenig Interesse daran, dass Andi ihre Erinnerung wieder erlangt. Bestseller-Autorin Martha Grimes versuchte mit Das Mädchen ohne Namen eine Art belletristischen Seitensprung: Der Roman hat nichts, aber auch gar nicht mit den Inspector-Jury-Krimis gemeinsam, durch die Grimes berühmt wurde. Nicht nur inhaltlich -- er spielt in den Staaten statt im nebligen England, handelt von zwei jungen Mädchen statt von kauzigen Inspektoren -- auch die Verpackung ist eine andere. Und leider eine um Klassen schlechtere: Fast hat man den Eindruck, Grimes habe einer minderbegabten Nichte ihren Namen geliehen. Zweidimensionale Charaktere, flacher Spannungsbogen und eine unlogische Story inklusive zahlreicher loser Fäden, die ins Nirgendwo führen. Der trockene Humor, für den sie von ihren Fans geliebt wird, scheint endgültig verdorrt. Hart, aber wahr: Es bleibe der Schuster bei seinen Leisten und Martha Grimes bei Inspector Jury. --Beate Strobel weniger