Auch Jahre nach dem 21. September 2001 stehen die USA offenbar immer noch ganz unter dem Einfluss der Terrorakte. Wie immer man zur innen- und außenpolitischen Arbeit von George W. Bush auch stehen mag: Nach den Ereignissen hat ihm das US-Parlament im Dienste "nationaler Sicherheit" Kompetenzen zugeteilt, die diejenigen aller seiner Vorgänger um Längen übertreffen. Mit Das Pinocchio-Syndrom des Washingtoner Autors David Zeman, der hauptberuflich als Dozent an der … mehrrenommierten Yale University arbeitet, ist der Einsturz der New Yorker Zwillingstürme des World Trade Centers sowie die geheimnisvollen Briefe mit Milzbrand-Erregern, die anschließend das Land in Atem hielten, endgültig im Roman angekommen. Der Plot ist ganz und gar darauf ausgerichtet: Nach diversen Terroranschlägen steht die Bevölkerung der USA unter Schock. Als dann auch noch eine merkwürdige Krankheit ausbricht, die die Gliedmaßen der Opfer vor ihrem Tod monströs anschwellen lässt und die den Vizepräsidenten dahinrafft, wird der Ruf nach einer starken Hand immer lauter. Als der charismatische Michael Campbell die Rolle des zweiten Mannes im Staat übernimmt, verstummen nicht nur die Kritiker einer schwachen Regierung: Auch die Krankheit zieht sich auf geheimnisvolle Weise zurück. Stattdessen beginnt das "Pinocchio-Syndrom" nun in der islamischen Welt zu wüten. In der Reporterin Karen Embry keimt ein schlimmer Verdacht, der in der Folge nicht nur ihr Leben bedroht. Irgendwie wird man den Verdacht nicht los, dass auch Zeman Kapital schlagen will aus einer Atmosphäre der Angst, die durch neue Meldungen möglicher Terrorakte von religiösen Fanatikern in der ganzen Welt immer wieder einmal angefacht wird. Trotzdem ist das Das Pinocchio-Syndrom so spannend geschrieben, dass man sich dem Sog der Handlung kaum entziehen kann. --Isa Gerck weniger