Seit dem nie erreichten Klassiker Der König auf Camelot von T. H. White hat das Fantasy-Genre eine unüberschaubare Menge an meist eher misslungenen Artus- und Merlin-Romanen produziert. Der Weg des Magiers von Jean-Louis Fetjaine, dessen Elfentrilogie in Deutschland großen Anklang fand, ist ein solcher Merlin-Roman, der aber durchaus zu den gelungenen Ausnahmen gezählt werden kann. Fetjaine setzt in seinem Roman auf Historizität. Dabei macht er aber nicht den Versuch, … mehrMerlins Leben historisch zu rekonstruieren. Vielmehr nutzt er die tatsächlichen Verhältnisse im Britannien des 6. Jahrhunderts als Setting für die fiktive Geschichte seiner Hauptfigur. Denn Merlin wächst als Barde in einem Land auf, das in eine Unzahl kleiner Königreiche zerfällt und von Schotten, Pikten, Iren, Sachsen und einer Vielzahl anderer Stämme bedroht wird. Bündnisse wechseln ebenso schnell wie das Schlachtenglück. Gwendoleu, der Großkönig der Briten, dessen Gefolgsmann Merlin ist, fällt dem Intrigenspiel mitsamt seiner Armee zum Opfer. Nur Merlin überlebt, was er geheimnisvollen Wesen - Elfen? - zu verdanken hat. Doch was ihn sonst noch mit diesen Wesen verbindet, das beginnt Merlin erst allmählich zu ahnen. In den ersten Kapiteln will leider noch keine rechte Spannung und Atmosphäre aufkommen. Hier steht die historische Recherche noch zu sehr im Vordergrund, und die Protagonisten erwachen noch nicht zum Leben. Das ändert sich allmählich, und spätestens bei der sehr realistischen Darstellung der Schlacht, in der Gwendoleus Armee ausgelöscht wird, hat Fetjaine seinen Leser gepackt. Mit den Merlin-Geschichten, die man so kennt, hat Der Weg des Magiers wenig zu tun. Der Roman ist ein stimmungsvoller Mix aus keltisch angehauchter Fantasy und frühmittelalterlicher Geschichte mit einem ungewöhnlichen und faszinierenden Merlin. Das macht neugierig auf die Fortsetzung, die eben in Frankreich erschienen ist. --Simon Weinert weniger