Wunderbare Stimmen. Traumhaft die Art, wie Ernst Jacobi den Mathias Rust spricht: Diese Mischung aus Getrieben- und Gebrochenheit im Gestus des Machtmenschen, während der Wahnsinn in den Pausen hockt, diesen meisterhaften Pausen. Auch alle Übrigen: Felix von Manteuffel, Jürg Löw, Corinna Kirchhoff natürlich und erst recht Elisabeth Schwarz -- gut durch die Bank. Dazu die Musik, die in der Erzählung von François Emmanuel so eine große Rolle spielt, Arvo Pärt, César … mehrFranck, Franz Schubert: alles Komponisten, die der Rezensent schätzt. Lassen Sie mich auch noch den Karton preisen. Hörbücher bieten ja dem alten Handwerk der Buchbinderei die schöne Möglichkeit, lauter schnuckelige kleine Kunstwerke zu schaffen, die gut in der Hand liegen. Auch das ist hier gelungen: Man kann sich gut vorstellen, den kleinen Band mit schräg darin haftender Kassette auch im nächsten, im übernächsten Jahr wieder aus dem Regal zu ziehen. Aus bloßer Lust am Anfassen und Aufklappen. Aber: Ich habe die Geschichte nicht verstanden. Der Grundeinfall von Emmanuel liegt wohl darin zu zeigen, wie ähnlich die Sprache der Judenvernichter von 1942 dem Jargon heutiger Arbeitspsychologen ist. Die Intrige dieser Novelle (das Buch hat 98 Seiten) besteht in der Fälschung von Schriftstücken. Das Hörbuch muss Textähnlichkeiten plausibel machen, ohne dass man als Hörer die Möglichkeit besitzt langsam zu lesen oder zurückzublättern. Die Hörspielbearbeitung von Walter Adler, der auch Regie geführt hat, leistet das nicht. Mir, wie gesagt, hat sich der Kern der Handlung nicht erschlossen. Da nützen auch Sprecher, Musik und Einband wenig. (Dauer: 83 Minuten) --Michael Winteroll weniger