Das gehobene Management gerät zunehmend in Misskredit. An die Stelle kühner Handstreiche sind Verteidigungsstrategien getreten, die weniger darauf zielen, die Zukunft zu gestalten, als die Vergangenheit zu erhalten. Mit Blick auf das Quartalsende klammern sie sich an ihren Glauben: Für die Stürme des globalen Wettbewerbs ist nur derjenige gut gerüstet, der sein Unternehmensschiff auf Renditesteigerung trimmt und unnötigen Ballast über Bord kippt. Anstatt ihre Firmen zu … mehrleiten, organisieren sie ihre Karrieren. Selbstsucht ist die Triebfeder unternehmerischen Erfolgs. Im Management haben sich, so Ellis und Tissen, Verhaltensweisen eingeschlichen, über die sich keiner mehr Gedanken macht. Wie die sieben Todsünden unser Leben begleiten, gehören die Managementsünden zum alltäglichen Handeln. Und gefährden nicht nur den Erfolg, sondern auch die Existenz. "Unternehmenspolitik basiert in vielerlei Hinsicht auf den sieben Todsünden. Manager werden nachgerade angehalten, dem Shareholder Value nachzulaufen (Wollust), sich ihre Erfolge zugute zu halten (Stolz), ihrer Konkurrenz überlegen zu sein (Neid), Wissen anzuhäufen (Gier) und die Dinge immer weiter so zu machen, wie sie seit jeher gemacht wurden (Trägheit)." Ellis und Tissen geben zu: "Dieses Buch verdankt sich in erster Linie einer Menge aufgestauten Frustes." Die Frage ist nur: Wollen wir Frust-Bücher noch lesen? Auch wenn sie berechtigt sind? Witzig aufbereitet, flott geschrieben und mit teils erhellenden, teils überraschenden Beispielen aus dem Reich der Heiligen (Cadbury Schweppes, Dyson, Bertelsmann, Nokia, Porsche) und Sünder (Railtrack, Infineon, KPNQwest, Ford, Kich, Rolly-Royce). Es gab Zeiten, in der die Deutschen dazu neigten sich zu überschätzen. Heute ist eher das Gegenteil der Fall. Wir müssen also aufpassen, dass Kritisieren nicht zum beliebtesten Gesellschaftsspiel avanciert. --Heike Littger weniger