Wie geht es zu in einem echten saudi-arabischen Harem? In den Köpfen der meisten Europäer spuken die fantastischsten Vorstellungen über das Haremsleben, doch die wenigsten davon entsprechen den tatsächlichen Verhältnissen. Da es kaum offizielle Informationen gibt, kann man eigentlich dankbar für jeden Erfahrungsbericht von Personen sein, die einige Zeit in dieser für uns geheimnisvollen Umgebung verbracht haben. Unter den unzähligen Mitgliedern der saudischen … mehrKönigsfamilie ist es schon fast Tradition, für die Erziehung und Betreuung des Nachwuchses Lehrkräfte und Bedienstete aus Europa anzuwerben. Über eine Stellenanzeige -- "Englische Erzieherin für Prinz und Prinzessin der saudischen Königsfamilie gesucht" -- kam auch Phyllis Ellis zu der Anstellung ihres Lebens. Zwei Jahre lang war die ehemalige Schauspielerin und Tänzerin Teil dieser märchenhaften und zugleich restriktiven Welt. Nun stellt sie ihre Erfahrungen und Einsichten erstmals einem größeren Publikum vor. Beeindruckt von dem Glanz und dem überbordenden Luxus des Königspalastes, merkt Ellis doch sehr bald, dass die strengen islamischen Gesetze und Vorschriften sie zu einer Gefangenen hinter goldenen Mauern machen. Jeder Schritt wird kontrolliert, sie darf den Palast nur tief verschleiert verlassen und wird wie alle anderen Frauen von den Sittenwächtern der Religionspolizei argwöhnisch überwacht. Ellis berichtet über den Alltag und die Probleme der saudi-arabischen Frauen in einer durch und durch patriarchalischen Gesellschaft. An einigen Stellen bleiben ihre Schilderungen oberflächlich. Und mitunter gibt sie sich ihrem unbändigen Heimweh hin und verliert sich dabei in Plattitüden und Sentimentalitäten. Trotz dieser unübersehbaren Schwächen ist ihr Buch letztlich ein durchaus ansprechender Beitrag, der dem interessierten Leser die unbekannte Welt des saudi-arabischen Harems ein kleines Stück näher bringt. --Christoph Reudenbach weniger