Eine merkwürdige, baumbestandene Straße, die von Zee nach Binnen führt und auf der häufig unerklärliche Unfälle geschehen. Ein Mann, der nachts auf der Straße das Notizbüchlein einer Unbekannten findet, in dem geheimnisvollerweise sein eigener Name und das Datum eines bevorstehenden Treffens mit ihm vermerkt sind. Das sind die Bestandteile, aus denen Margriet de Moor ihre holländische Traumnovelle Die Verabredung zusammenwebt. Zee - Binnen, so der treffendere Titel der … mehrholländischen Originalausgabe, ist hier als Metapher, als Reise aus der äußeren Welt in die innersten Traumwinkel aller Beteiligten zu verstehen. Im Leben von Vincent, dem Tierarzt, ist nach seinem nächtlichen Fund nichts mehr, wie es war. Obschon mit der schönen Noor glücklich verheiratet, spürt er die Schicksalhaftigkeit des bevorstehenden Treffens mit der fremden Frau und fiebert dem Tag entgegen, an dem sie schließlich in seiner Tierpraxis auftaucht. Zwischen Vincent und Gemma entsteht ein "Liebesverhältnis mit viel Phantasie und wenig Text". Auf einer magischen Bühne aus Nebelfetzen und gleißender holländischer Wintersonne fügt Margriet de Moor langsam Personen und Ereignisse zusammen zu einem betörend verwirrenden Spiel auf verschiedenen Ebenen, das in seiner Stimmung zuweilen an Hitchcocks traumwandlerisch verschleierten Film Vertigo denken lässt. Was ist das tragische Geheimnis von Gemma, die als junges Mädchen fast ihre gesamte Familie verlor? Welche Rolle hat Vincent in diesem Drama, in dem Jenseitiges, Vorahnungen und Realität nahtlos ineinander fließen? Ein Spiel der Sinnestäuschungen und Andeutungen. Die Autorin erzählt, ohne Erklärungen zu liefern. Das ist schön, manchmal anstrengend. Leider treibt Madame de Moor ihr Verwirrspiel oft auch in sprachlicher Hinsicht -- eine Überanstrengung des Lesers, der es nicht bedurft hätte. Dennoch, eine atemberaubende Geschichte bis hin zum Schlussakkord, wenn schließlich die Fäden zusammenlaufen und wir uns noch einmal auf die Straße von Zee nach Binnen begeben. --Ravi Unger weniger