In einem verschlafenen Weindorf in den Vogesen taucht eines Tages ein Mädchen von atemberaubender Schönheit auf. Sie bleibt eine Weile und verschwindet schließlich genauso rätselhaft, wie sie gekommen ist. Szenenwechsel: Frankfurt schwitzt in drückender Hochsommerhitze, als im Stadtwald zwei grausam zugerichtete Leichen entdeckt werden. Der Fall wird Kommissar Robert Marthaler übertragen, einem Einzelgänger, der gerne auf eigene Faust recherchiert. Die Ermittlungen … mehrführen ihn auf die Spur einer Frau, deren Schönheit als außerordentlich beschrieben wird. Schließlich wird in einem eleganten Frankfurter Hotel ein Reporter brutal ermordet. Seine Begleiterin: eine auffallend schöne Frau. Alles andere als ein Routinefall, der Kommissar Marthaler vor immer neue Rätsel stellt und einige Überraschungen bereit hält. Sein erzählerisches Talent hat Jan Seghers alias Matthias Altenburg mit Veröffentlichungen wie Landschaft mit Wölfen oder Irgendwie alles Sex bereits unter Beweis gestellt. Aber hat er auch ein Talent für spannende Krimis? Ein allzu schönes Mädchen ist sein erster Kriminalroman. Obwohl Seghers sich selbst als Fan des amerikanischen Hard-Boiled-Krimis bezeichnet, sieht er die Vorbilder für seinen ersten Kriminalroman vor allem in der schwedischen Krimiliteratur, in Ermittlerfiguren wir Kommissar Wallander (Henning Mankell) und Kommissar Beck (Sjöwall/Wahlöö). Tatsächlich ist Robert Marthaler seinen schwedischen Kollegen in vielem ähnlich: Ein einsamer Wolf, der sich schwer tut in seiner Beziehung zu Frauen, mit einem ausgeprägten Hang zur Melancholie und einem Faible für klassische Musik. Mit seiner genauen Kenntnis von Frankfurt und Umgebung bekommt Seghers' Krimi außerdem ein besonderes Lokalkolorit, das entfernt auch an die Eifelkrimis von Jacques Berndorf erinnert. Vielleicht will Seghers mit seinem Erstlingskrimi manchmal ein wenig zu viel: Zu viele Figuren ohne ersichtliche Funktion treten auf und verschwinden wieder; eine Art Show-Down plötzlich in der Mitte des Buches, eine Liebensgeschichte. Es gibt zahlreiche Handlungsstränge und oft ist nicht ganz klar, worauf der Autor eigentlich die Konzentration lenken möchte. Gelegentlich bleiben die Figuren schwarz-weiß und konstruiert. Mit den fortlaufenden Ereignissen gelingt es Seghers jedoch, seinem Kommissar und den anderen Hauptfiguren zunehmend Leben einzuhauchen und damit gleichzeitig auch die Handlung leichtfüßiger zu machen. Einen Leitspruch hat Seghers über seine schriftstellerische Arbeit gesetzt: "Du darfst deine Leser nicht langweilen." Auch wenn dieser Erstlingskrimi an einigen Stellen noch etwas unausgegoren und kantig wirkt, dieses Ziel hat Seghers auf jeden Fall erreicht: Langeweile kommt nicht auf. --Ursula Kohaupt weniger