"Schweizer, Deutsche und ihre Hassliebe", verspricht diese Essaysammlung mit dem schönen Titel Kuhschweizer und Sauschwaben (Bezeichnungen übrigens, die sich die deutschen Landsknechte und die Schweizer im -- je nach Sichtweise -- 1499 beigelegten Schwaben- oder eben Schweizerkrieg über den Rhein hinweg zuriefen). Kein Zweifel also: Das Thema ist alt und aktuell zugleich. Jürg Altwegg und Roger de Weck haben sich die Mühe gemacht, repräsentative Autoren zu finden, die … mehrsich in ganz persönlicher oder eher historisch-sachlicher Sicht äußern. Hanna Johansen und Gunhild Kübler etwa erzählen vom Deutschsein in der Schweiz -- wobei beide aus Erfahrung empfehlen, sich als Deutscher doch der Schweizer Mundart nicht zu bemüßigen; die sprachliche Barriere thematisieren noch mehrere der Essays, die übrigens fast alle eigens für dieses Buch verfasst wurden. Andere wieder erzählen aus der Sicht des Auslandschweizers im "großen Kanton", wie etwa der ehemalige Leiter der Frankfurter Schirn, Christoph Vitali. Weitere Autoren sind unter anderem Peter Bichsel, Hugo Loetscher, Adolf Muschg, Jean Ziegler und Heinz Brestel. Es ist klar: Ganz ohne Stereotypen kommt auch dieses Buch nicht aus, es wimmelt von Diminutiva und -li und zuhauf von den berühmten Fränkli. Gerade dies macht die Lektüre aber interessant, denn es lassen sich Muster und Parallelen erkennen, aber auch ganz singuläre Erfahrungen teilen, denn die hat jeder Schweizer mit Deutschland. Und ganz nebenbei lernt man noch eine Menge geschichtlicher und vor allem kultureller Fakten über die Schweiz, über Deutschland und über beide. Kurz, ein anregendes Buch über Selbstverständnis und Verwandtschaften, auch wenn sich dies darin erschöpft, dass man hofft, Deutschland möge doch bitte nicht Fußballweltmeister werden. --Martin Walker weniger