Es ist ein seltenes literarisches Ereignis, dass ein Erzähler so radikal und doch so spielerisch leicht die seelischen Abgründe des Menschen auslotet, wie Walter Vogt es in diesem Buch tut.
Ein Mann entdeckt, dass er in Wirklichkeit eine Frau ist. – Ein Arzt wird Mitarbeiter einer psychiatrischen Klinik, in der er früher selbst Patient war, und identifiziert sich mehr und mehr mit seiner Vorgängerin, seiner ehemaligen Ärztin. – Ein Mann fühlt sich von einem anderen … mehrbeschattet und beobachtet seinerseits den anderen so genau, bis er selbst nicht mehr weiss, wer wen beschattet.
In dieser Folge von sieben Erzählungen, die kompositorisch eng miteinander verknüpft sind, taucht eine Reihe von Motiven immer wieder auf: der Doppelgänger, das Auseinanderbrechen eine Person in einen weiblichen und einen männlichen Teil, Geschlechtsumwandlung, erotische Obsessionen, Wahnsinn, Todessehnsucht. Sie kreisen letztlich um die Frage nach der eigenen Identität. Ein grosses Thema der Literatur, das aber selten so direkt und mit solcher Radikalität dargestellt worden ist wie in diesen Erzählungen.
Die Grenzen des eigenen Ichs zu verlassen, das ist Bedrohung und Verlockung zugleich. Walter Vogt bannt das Gefährliche solcher Fantasien, die der Mensch im Allgemeinen lieber im Unbewussten lässt, mit der Virtuosität seiner Erzählkunst, die in diesem Band eine enorme Spannweite erreicht. Es gibt wenige Erzähler, die mit solcher Leichtigkeit und solch spielerischem Witz seelische Abgründe ausloten. weniger