Auf dem Ich-Erzähler von Philippe Djians Roman liegt ein Fluch. Das besondere ist, dass er sich selbst mit diesem Fluch belegt hat. Denn als der Vater nach einem Ehekrach das Haus verließ, versprach der damals 11-Jährige seiner Mutter, bis an sein Lebensende bei ihr zu bleiben. Das Versprechen wird er auch einhalten, für immer, also bis zum Schluss des Romans. Er wird auf ein glückliches Leben verzichten, auf Affären mit Frauen, und das, obwohl er mehr als genug Geld … mehrdazu verdient. Stattdessen bleibt er der Mutter treu, soviel sie sich auch um den Verstand saufen wird oder sich von einem behaarten Männerarm in den nächsten stürzt. Am Ende drückt er lieber die Zigarette in ihrer Hand aus und legt ihr nach der Begegnung mit Carole und seinem Kind den Kopf in den Schoß. Vielleicht geht er aber doch? Ich gehe nach Hause und warte auf dich , sagt jedenfalls Carole. Und wenn du nicht kommst, habe ich eben Pech gehabt. Den Ausgang von Reibereien darf man ruhig verraten, zumindest derart andeutungsweise, denn er ist nicht wichtig für das Buch. Man verrät dem Leser damit nichts, was ihm der -- wieder einmal herrlich untröstliche, teils pathetische, teils selbstironische und humorvolle -- Ton Djians nicht mit jedem Satz ohnehin schon signalisieren würde. Reibereien ist also wieder ein echter Djian geworden, nach eher schwächeren Romanen wie Schwarze Tage, weiße Nächte oder Sirenen wieder ein großes Buch -- eine zauberhafte Parabel über ewige Zuneigung, selbst auf Kosten der großen Liebe. Mit viel Situationskomik und Rastlosigkeit geschrieben, ein Salinger für unsere Tage. --Stefan Kellerer weniger