Erstmals 1914 veröffentlicht, hat dieser Abenteuerroman von Edgar Rice Burroughs im Laufe der Jahre wenig von seiner Eindringlichkeit verloren, wie diverse Verfilmungen und Fernsehserien bestätigen. Tarzan ist gewiß ein Produkt seiner Zeit -- reichlich ausgestattet mit blutrünstigen Eingeborenen, einer wuchtigen, trägen amerikanischen Negerin und dem, was Tierspezialisten heutzutage eine "charismatische Megafauna" nennen -- große knurrende, brüllende und lauernde Tiere, … mehrvon denen die meisten in einem richtigen afrikanischen Dschungel völlig fehl am Platze wären. Burroughs macht diese Unkorrektheiten allerdings mit einigen recht unschönen Darstellungen der weißen Zivilisation wieder wett -- meuternde, mordende Seeleute, verweichlichte Aristokraten, selbstvergessene Akademiker und hartherzige Feiglinge. Im Mittelpunkt des Romans steht natürlich die stattliche, findige Titelfigur: ein Mann, der zunehmend zwischen seinem bürgerlichen und seinem wilden Selbst hin- und hergerissen ist, für den Eßbesteck niemals etwas geringeres als ein Alptraum bleiben wird. Die Passagen, in denen sich der braungebrannte Junge selbst das Lesen und Schreiben beibringt, sind meisterhaft geschrieben und gehören zum Besten und Phantasievollsten, was das Buch zu bieten hat. Wie verlockend es doch ist, den Ausdruck des Zehnjährigen für Buchstaben -- "kleine Käfer" -- zu übernehmen! Und die Feststellung des erwachsenen Tarzan, daß zivilisierte "Menschen in der Tat törichter und grausamer sind als die Tiere des Dschungels", ist zwar nicht gerade ein Novum, aber trotzdem von durchschlagender Wirkung. Das erste Buch aus Burroughs' Tarzan-Reihe ist wegen seiner beeindruckenden Wort- und Gedankenschöpfungen das unterhaltsamste von allen, darunter der unvergeßliche Satz: "Wenn Tarzan tötete, trug er häufig eher ein Lächeln als einen finsteren Blick; und ein Lächeln ist die Grundlage von Schönheit." weniger