Der Haupttitel des Buches ist etwas unglücklich gewählt. Erst der Untertitel verrät, worum es in dem Ratgeber der Diplom-Psychologin Hildegard Ressel geht. Ohne daß es einem bewußt wird, diktieren heute Medien, die Werbung oder die gesellschaftlichen Zwänge die "korrekte" Lebensführung. Die Industrie macht die Konsumenten glauben, daß sie mit bestimmten Produkten glücklicher seien. Also kaufen sie die Uhr, die gerade hip ist, oder verschulden sich für ein schickes Auto, … mehrum den Nachbarn zu imponieren. Es findet eine Identifikation mit den Besitztümern statt. Für Hildegard Ressel ist das der erste Schritt, um von den Dingen versklavt zu werden. Sie gibt den guten Rat, sich von der Werbung unbeeindruckt zu lassen und sich zu überlegen, was wirklich notwendig ist. Das hört sich einleuchtend an und kann im Alltag sicher sehr gut funktionieren. Doch was macht ein Manager in derselben Situation? Nur die allerwenigsten werden ihre Statussymbole aufgeben und gegen den Strom schwimmen. Wer an den Schalthebeln der Macht sitzt, wird von diesen Tips unbeeindruckt bleiben. Doch auch ein Manager wird sich davon überzeugen lassen, daß sich im Haushalt im Laufe der Zeit ein Sammelsurium an unnützen Gegenständen anhäuft. "Sie behindern den Lebensfluß" ist das Urteil der Autorin. Ihre Schlußfolgerung lautet, sich von überflüssigen Dingen zu trennen. Bei Kleidern gilt, alles herzugeben, was zwei Jahre lang nicht getragen wurde. Wer es nicht verschenken will, kann bei Flohmärkten oder per Inserat auch noch Geld damit machen. Viele Menschen streben nach Reichtum. Sie meinen, dann glücklicher zu sein. Die Autorin dementiert mit dem Hinweis darauf, daß bei reichen Menschen emotionale Defizite noch stärker hervortreten als bei weniger begüterten. Ein gesundes Mittelmaß, ohne übermäßigen Reichtum oder bittere Armut ist sicher erstrebenswert. Mit ihrem Ratgeber versucht Hildegard Ressel, zu einem überlegteren Konsumverhalten zu erziehen. Sie kritisiert unsere Wegwerfgesellschaft mit Konsumzwang und Schnellebigkeit, die sich auch in Beziehungen bemerkbar macht. --Corinna S. Heyn weniger