Ganz in Weiß gekleidet eröffnet Neil Young allein den ersten Teil des Konzertes. Nur mit Akustikgitarre und Bluesharp intoniert er das legendäre "Sugar Mountain". Lässig schlendert er für "After The Godlrush" ans Piano und zeigt einmal mehr, dass es für einen Jahrhundert-Song nicht mehr braucht als Stimme und sparsame Begleitung. Nach "Hey, Hey, My, My" legt sich Onkel Neil auf der Bühne zu einem Schläfchen nieder, während seine Road Eyes im Dunkeln die Bühne umbauen. … mehrUnsanft geweckt von seiner Backing-Band Crazy Horse beginnt der zweite Teil des Konzerts mit der Hymne "When You Dance". Einfach grandios, mit welcher Power die eingespielte Band Youngs Songs spielt. Crazy Horse liefern den perfekten Soundteppich für Neil Youngs ausladende Gitarrenimprovisationen. Donnernd kommt das Schlagzeug von Ralph Molina, treibend der fette Bass von Billy Talbot. Und wenn Sam Pedros und Youngs Gitarren verschmelzen, wird deutlich, weshalb er als der Vater des Grunge bzeichnet wird. Dramaturgisch steigert sich Crazy Horse zu den Klassikern "Cortez The Killer", "Cinnammon Girl", "Hurricane", Titel, die 20 Jahre später noch immer fester Programmteil eines Neil-Young-Konzertes sind. Bewusst zerstört er Songstrukturen und walzt seine Songs bis zur Schmerzgrenze aus. Mit dem elektrischen "Out Of The Blue" geht diese typische 70er-Jahre-Rockshow zu Ende. Für Fans ist dieser Film längst Kult, für Freunde der Rockmusik unverzichtbar. Aber er ist auch ein Zeitdokument, denn diese Art zu musizieren, wurde durch die sterilen und durchgestylten Rockshows der 80er-Jahre abgelöst. Sechs von fünf Sternen. --Ludwig Seuss weniger