Geschichten von Drachen und seltsamen Waldmenschen erreichten in der Frühen Neuzeit Europa -- die Insel Borneo erschien nicht nur den abendländischen Seefahrern als Insel der Geister und Sagengestalten. Die Reportage zeigt uns die geheimnisvollen Geschöpfe aus nächster Nähe, sowohl die skurrilen Baumechsen mit einer Flughaut zwischen Vorderbein und Seite, als auch den mittlerweile seltenen Orang-Utan. Sie klärt das Geheimnis um die Schwalbennester-Suppe, die kein … mehrMärchen ist, sondern aus den gespeichelten Nestern einer Höhlenart dieser Vögel besteht, entdeckt laufende Fische und folgt kleinen Meeresschildkröten auf ihrem beschwerlichen Weg ins Wasser. Selten habe ich eine derartig spannende, ästhetisch anspruchsvolle, wunderschöne Reportage gesehen! Sie zielt ganz darauf, die Einzigartigkeit der Landschaft und ihrer Bewohner darzustellen. Die Aufnahmen der Tiere sind atemberaubend; nicht nur Detailaufnahmen, auch ungewöhnliche Perspektiven ermöglichen einen Blick weit abseits aller bekannten Tierdokumentationen -- fliegen Sie doch einmal wie eine Schlange. Landformationen, Tier- und Pflanzenwelt werden als natürliche Einheit vorgestellt. Um die Atmosphäre des Biotopes zu verstärken, werden die Originaltöne geschickt mit unauffälliger Musik unterlegt. Auch der Kommentar unterwirft sich diesem Prinzip, unaufdringlich, informativ, aber nicht mit Fakten überfrachtet, unterstreicht er die Stimmung der gezeigten Situation. Hierbei wird auf Ausgewogenheit geachtet, spannende Jagdszenen wechseln mit einem lustigen Blick in die Tierkinderstube, Informationsfülle folgt eine Phase des "Nur-Genießens", das Porträt ist geschickt und anspruchsvoll komponiert. Im Abspann werden schließlich Hintergrundaufnahmen gezeigt, weshalb der Zuschauer einen kleinen Einblick in die mühsame Arbeit des Kamera-Teams bekommt. Ohne erhobenen Zeigefinger ist diese Dokumentation auch eine eindrucksvolle Mahnung; denn schutzlos vor der fortschreitenden Zivilisation werden die geheimnisvollen Bewohner aus Borneos Wäldern tatsächlich zu dem, was sie den Menschen der Renaissance waren: sagenhafte Wesen, die es nicht (mehr) gibt -- und nur die Erinnerung an dieses wilde Paradies bleibt. --Christina Kalkuhl weniger