Stets war der Dirigent und Komponist Pierre Boulez für Überraschungen gut -- kurzum ein Enfant terrible der Musik. Und auch auf dieser Aufnahme mit Anton Bruckners Sinfonie Nr. 8 zeigt sich sein äußerst komplexes Wesen. Zum ersten Mal hat sich Boulez mit diesem Werk befasst -- einem Koloss von über 75 Minuten Dauer, das, wenn es ein Programm hätte, wohl den gigantischen Kampf gegen das Schicksal darstellen würde.
Wer nun eine kühl-disziplinierte und nüchtern-rigorose … mehr"Partiturabwicklung" erwartet sieht sich aufs Angenehmste enttäuscht. Fraglos bleibt Boulez auch hier ein ungemein überlegener und höchst präziser Dirigent, der die heikelsten Stellen mit sauberer klarer Schlagtechnik darzustellen vermag. Doch das Klangbild, das sich daraus ergibt, ist ein Ungewohntes. Mit seltener Emotionalität lädt er die Klangtürme Bruckners auf, schwelgt träumerisch etwa durch den innigen dritten Satz und verleiht dem Ganzen -- besonders im Thriumphgesang des Finales -- etwas Metaphysisch-Übersinnliches. Es ist als triumphiere Gott. --Teresa Pieschacón Raphael weniger
1. Allegro moderato (Ed. Haas)
2. Scherzo: Allegro moderato (Ed. Haas)
3. Adagio: Feierlich langsam; doch nicht schleppend (Ed. Haas)
4. Finale: Feierlich, nicht schnell (Ed. Haas)