"O Fortuna, velut luna" -- das mächtige Chorstück, mit dem die Carmina Burana beginnt und endet, hat heutzutage einen Grad an Popularität erreicht, der für die meisten anderen Werke des 20. Jahrhunderts undenkbar wäre. Speziell diesem Eingangschor begegnet man in diversen Filmen, in der Werbung und bei sonstigen Gelegenheiten, die ein gewisses Pathos erfordern. Man kann sicher behaupten, daß dieses Stück, wenn auch losgelöst von seinem Werkkontext und seinem … mehrKomponisten, den meisten Menschen vertraut sein dürfte. Mit seiner zwischen 1934 und 1937 entstandenen Vertonung der Carmina Burana zieht Carl Orff seine Zuhörer unwiderstehlich in den Bann des Mittelalters. Ein enormes Aufgebot an Orchestermusikern (namentlich Schlagwerkzeugern), Chorsängern und Solisten läßt das düstere und bedrohliche Szenario der "Fortuna" entstehen, die, einem Glücksrad gleich, erbarmungslos und willkürlich die Menschen aller Zeiten erhebt oder niederreißt. Zur Vorstellung vom Mittelalter gehören hier aber ebenso ausgelassene Tanzfeste mit wilden Rhythmen, Trinkgelagen und Liebesliedern. Bei den zugrunde liegenden Texten handelt es sich um lateinische und mittelhochdeutsche Lieder einer authentischen Handschrift aus dem XIII. Jahrhundert. Die Carmina Burana von Orff ist gattungsgeschichtlich kaum einzuordnen; sie ist vielmehr eine kraftvolle Mischung aus Altem und Neuem. Musikalische Elemente des Mittelalters und der Renaissance gehen Hand in Hand mit Neuer Musik, und selbst die Suche nach Rhythmen und Stilmitteln, die sonst eher für Rock- und Popmusik typisch ist, gestaltet sich keineswegs als aussichtslos. Carmina Burana ist ein eigenwilliges und außergewöhnliches Werk, das trotz seines unzweifelhaft hohen Anspruchs für eine breite Masse von Zuhörern unmittelbar zugänglich ist -- nicht zuletzt deswegen ist sie eines der meistgespielten Werke des 20. Jahrhunderts. Gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern gelingt es Seiji Ozawa in exzellenter Weise, den Hörer gefangenzunehmen und ihn durch finstere Tiefen sowie auch über heiter-ironische Höhen des Mittelalters zu führen. --Hildegard Biergann weniger
CD 1
01 - O Fortuna
02 - Fortune plango vulnera
03 - Veris leta facies
04 - Omnia sol temperat… mehr
05 - Ecce gratum
06 - Tanz
07 - Floret silva
08 - Chramer, gip die varwe mir
09 - Reie. Swaz hie gat umbe. Chume, chum geselle min. Swaz hie gat umbe
10 - Were diu werlt alle min
11 - Estuans interius
12 - Olim lacus colueram
13 - Ego sum abbas
14 - In taberna quando sumus
15 - Amor volat undique
16 - Dies, nox et omnia
17 - Stetit puella
18 - Circa mea pectora
19 - Si puer cum puellula
20 - Veni, veni, venias
21 - In trutina
22 - Tempus est iocundum
23 - Dulcissime
24 - Ave formosissima
25 - O Fortuna weniger