Das Album beginnt mit einem erstaunten “Oooh!“, als könne die Band selbst kaum fassen, dass sie etwas zustande bekommen hat, was sich sinngemäß mit “perfektes Ebenmaß“ oder “völlige Harmonie“ übersetzen ließe. Perfect Symmetry lautet der Titel der aktuellen Keane-CD, die nach über zweijähriger Pause erschienen ist. Seinerzeit stand die UK-Band trotz Riesenerfolgen vor dem Aus. Inzwischen aber hat Sänger Tom Chaplin seine Alkohol und Drogenprobleme in den Griff … mehrbekommen, weshalb die aktuelle Scheibe deutlich positivere Vibes ausstrahlt, als noch der Vorgänger Under The Iron Sea . Schon allein weil eine Bandauflösung höchst bedauerlich gewesen wäre, darf man diese neue Scheibe freudig begrüßen, jedoch nicht gänzlich ohne Wenn und Aber. In spartanischen Anfangszeiten machte die Band aus der Not eine Tugend und aus dem Sound ihrer schlichtem Besetzung von Keyboards, Schlagzeug und Gesang ein unverkennbares Markenzeichen. Auf ihrer neuen CD jedoch demonstriert Keane zuweilen beängstigend anschaulich, dass ein Mehrfaches an Equipment noch lange nicht proportional mit der Qualität einer musikalischen Idee einhergeht. Wenn Teppiche sich auf einem Riesenstapel türmen, bleibt wenig vom prächtigen Muster eines jedes einzelnen für die Wahrnehmung übrig. Genau so verhält es sich mit den Tonspuren, etwa des Songs “Spiralling.“ Monstrosität oder Größe, das ist hier die Frage. Die Mehrzahl der Leser des britischen Musikmagazins “Q“ entschieden sich übrigens für Letzteres und kürten den Song kurzerhand zur besten Single. Spätestens “Playing Alone“ mit seinen Chorsätzen lässt erahnen, auf wessen Konto der Hang zum Pomp gehen dürfte. Produzent Jon Brion ordnet nämlich ansonsten auch die musikalischen Angelegenheiten von Drama-Queen Rufus Wainwright. Keane setzt in Perfect Symmetry weniger auf bewährt straighte musikalische Linienführung, als vielmehr inhaltlichen Tiefgang der Lyrics, die unter anderem Celebrity-Wahnsinn und menschliche Verdrängungsstrategien im Alltag thematisieren. Als ein bombastisches Hochglanzalbum mit überdimensionalen Popsongs und schamloser Energie haben die Jungs von Keane selbst ihr neues Album angekündigt. Diesen Versprechen sind sie zweifellos recht nahe gekommen. Am Bemerkenswertesten hat es jedoch Schlagzeuger Richard Hughes in Worte gefasst, als er bemerkte, auf Perfect Symmetry befänden sich Songs, die nicht wirklich glücklich sind, aber doch recht glücklich klingen. Schon allein dieses Statements wegen ist das Anhören des Albums unbedingt empfehlenswert. -- Andreas Schultz weniger
CD 1
01 - Spiralling
02 - The Lovers Are Losing
03 - Better Than This
04 - You Haven't Told Me Anything… mehr
05 - Perfect Symmetry
06 - You Don't See Me
07 - Again & Again
08 - Playing Along
09 - Pretend That You're Alone
10 - Black Burning Heart
11 - Love Is The End weniger