Können wir uns noch selbst retten?“ Mr. Linus klingen beim Song «Wunder» leicht verzweifelt und stellen die Fragen, welche uns allen durch die Köpfe schwirren. Wie lange kann es noch so weitergehen? Braucht es wirklich ein Wunder um unseren selbstzerstörerischen Kurs zu ändern, oder schaffen wir es, die ewige Kreisdrehung des Karussells geschickt zu verändern? Schliesslich hat sich diese Bündner Band seit ihrer Gründung 2013 auch gewandelt und steht nun seit drei Jahren … mehrals gefestigtes Trio auf den Bühnen. Mit „Revue“ wird kein grosses Theater aufgezogen, sondern die erste EP mit fetzigen Indie-Punk-Songs veröffentlicht.

Viermal greifen Anna Clavadetscher an der Gitarre und Rebecca Schelling am Bass in die Saiten, bringen Wut, Melancholie und Sehnsucht zum direkten Ausdruck und lassen sich von Dave Hauser am Schlagzeug begleiten. Das soll nicht despektierlich klingen, aber hier gehört die Show ganz klar den Damen. Mr. Linus wird von den Gesängen der zwei Musikerinnen dominiert, die Riffs sind verzerrt und der Bass rumort an der Front. Mit deutschen Texten und einer intensiven Lautstärke drücken sie die Songs zwischen punkiger Revolte und jungem Indie-Rock in unsere Köpfe.

„Revue“ klingt in seiner Form nie nach enger Schweiz, sondern europäisch und offen – und genau das ist momentan auch nötig, Mr. Linus wollen eine bessere Welt. Ihre Waffen sind die dreckigen Songs, der Angriff bei „vongestern“ und die Vorstellungskraft bei „Imaginé“. Da fallen keine echten „Schüsse“, es prasselt die Musik auf einen ein und hat eine kraftvolle Wirkung. Leicht genervt, niemals selbstgefällig und immer mit dem Blick nach vorne – diese erste Veröffentlichung tut weh und wohl. Das soll der erste Stein sein, der die Lawine ins Rollen bringt. weniger

1. vongestern
2. wunder
3. schüsse
4. imaginé