Das von einem ihrer intimen Kenner, dem Fernsehjournalisten und langjährigen Nahost-Korrespondenten Marcel Pott in seinem soeben vorgelegten Buch Allahs falsche Propheten gezeichnete Bild der arabisch-islamischen Welt ist alles andere als unkritisch. Die Verantwortung der arabischen Regierungen für die Mißstände in ihren Ländern sowie für den Nahost-Konflikt wird von Pott klar benannt. Auch der brutale Terror islamistisch-fundamentalistischer Gruppen wird nicht … mehrbeschönigt. Unsägliche Gewalt geschieht aber auch im Namen anderer Religionen -- im Namen der jüdischen ebenso wie im Namen der christlichen. Was Europäer und Amerikaner am Islam beunruhigt, das ist etwas anderes: Wir verstehen das andere Denken, wir verstehen die Logik nicht, nach denen das islamische -- und in dessen radikaler Zuspitzung das islamistische -- Denken funktioniert. Gegen dieses Unverständnis ist das lesenswerte Buch geschrieben, deshalb erzählt Pott. Er erzählt von seinen Begegnungen mit Menschen in Arabien, von seinen Gesprächen mit ihnen, von dem, was sie denken und wie sie denken. Am Ende hat man den Eindruck, diese fremde Welt ein wenig besser zu verstehen. Und man versteht vor allem auch, weshalb Pott in seiner Analyse der Nahost-Politik dann auch Partei ergreift im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Partei nicht für die eine oder andere Seite, sondern Partei gegen eine Politik der USA und der Europäer, die in der Vergangenheit immer wieder mit zweierlei Maß gemessen hat, zu Gunsten Israels, zu Ungunsten der Palästinenser. Wenn Israel das Völkerrecht oder die Vereinbarungen von Oslo mißachte, wenn es besetztes Land annektiere und Menschenrechte verletze, so sei das nicht einfach mit "israelischen Sicherheitsinteressen" zu rechtfertigen. Die arabischen Staaten fordern zu Recht ihre Gleichbehandlung ein. Für das westliche Rechtsverständnis im Grunde eine Selbstverständlichkeit. --Andreas Vierecke weniger