Abu Ghuraib, Guantanamo oder Bagram diese Namen stehen wie keine anderen als Synonym für die Abscheulichkeit des sogenannten Krieges gegen den Terror, in Afghanistan oder im Irak. Es handelt sich hier um Inhaftierungslager bzw. Gefängnisse, die von den USA und ihren Verbündeten zur Verwahrung von Kriegsgefangenen und Gegnern benutzt wurden und werden. Dass es hier auch zu menschenverachtenden und brutalen Erniedrigungen, Missbrauch und Folter der Insassen gekommen ist, … mehrzeigte eindrücklich der Folterskandal von Abu Ghuraib aus dem Jahre 2004, der für weltweites Empören und Entsetzen sorgte. Und diesem extrem finsteren Aspekt dieser Kriege widmet sich Scars of War, der den Missbrauch im Irak aus Sicht von britischen Soldaten in den Fokus rückt.
Unter der Regie von Marc Munden (Miranda, Vanity Fair) entstand 2007 dieser Streifen, der durchaus unter der Rubrik Kriegsfilm zu verorten ist, aber auch menschliche Tragödien bzw. den Umgang einer Gesellschaft mit seinen Soldaten und deren Taten thematisiert. Bei seinem Erscheinen sorgte Scars of War (engl. Orig.: The Mark of Cain) für einiges Aufsehen und begeisterte auf diversen europäischen Filmfestivals.
Und so führt er den Zuschauer zunächst in den Irak im Jahre 2003, nach Basra. Die beiden Soldaten Mark Tate (Gerard Kearns, Shameless) und Shane Gulliver (Matthew McNulty, Control, Cranford) dienen für die britische Armee im Irak, um in dem instabilen Land Ruhe und Frieden wiederherzustellen. Es ist für die beiden zunächst nicht einfach ihren Platz in der Einheit zu finden und als dann noch ihr Vorgesetzter Major Godber (Shaun Dingwall, Villa des roses, Doctor Who) bei einem Attentat getötet wird, laufen die Dinge aus dem Ruder. Es kommt zu unkontrollierter Rache der Soldaten an deren Ende ein zu Tode geprügelter Iraker aus dem Gefängnis getragen wird. Was wirklich dort geschah, wird erst im späteren Verlauf deutlich, denn jetzt springt der Film nach England. Die beiden jungen Soldaten sind zurück aus dem Kriegseinsatz und Gulliver kann es nicht lassen über die Heldentaten der Truppe zu prahlen und zeigt seiner Freundin Shelley (Naomi Bentley, Mid Life Christmas, Primeval) sogar Fotos davon. Als er sie betrügt. Kommt Shelley auf die Idee, diese pikanten, im Irak geschossenen Fotos ihres Freundes der Polizei zu übergeben. Doch damit bringt sie eine Lawine ins Rollen und ihren Freund vor das Militärgericht. Den Oberen des Militärs ist natürlich an einem raschen Prozessende gelegen. Die empörte Öffentlichkeit soll beruhigt werden und so stempelt man die jungen Tate und Gulliver als Schuldige, als bedauerliche Einzelfälle ab. Was allein zählt, ist das Herunterspielen des Skandals, der Ruf der Armee darf keinen Schaden nehmen. Schließlich ist der Krieg noch lange nicht zu Ende.
Scars of War ist ein packendes Beispiel, wie junge Soldaten durch das System zu Sündenböcken werden. Er wirft die packenden Fragen nach Eigenverantwortung vs. Befehlsausübung und nach Loyalität in einer Einheit auf. Und vor allem: Was treibt Soldaten zu solch unmenschlichen Taten ? Der Krieg ist definitiv eine Bestie.
Scars of War ist wirklich eine sehr gelungene Mischung aus Kriegsfilm und Sozialdrama. Diese gut 95 Minuten zeigen in beeindruckender Art und Weise die Schrecken eines Krieges, hier im Irak und was er mit seinen Beteiligten macht. Die entsetzliche Verrohung und Entmenschlichung, die sich in Folter und Erniedrigung des Gegners Bahn bricht, wurde selten aufwühlender und spannender erzählt. Wer etwas über Kriegsgräuel und dessen Umgang in der Gesellschaft und in der Militärführung erfahren möchte, sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen. Extrem sehenswert. weniger